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Künstler: Mogwai

Album: Young team

Erscheinungsjahr: 1997

Anspieltipp: Gesamtkunstwerk

Autor: Markus

Beschäftigt man sich eingehend mit dem Genre Postrock, so gibt es wohl kaum einen Weg, der an den Schotten von Mogwai vorbei führt. Umso bedauerlicher also, dass der Verfasser dieser Zeilen erst jetzt mit dieser viel beachteten und zu recht mit Lorbeeren überhäuften Formation in Kontakt getreten ist. Seit ihrer Bandgründung Mitte der Neunziger Jahre haben die musikalischen Visionäre mehr als nur einen genredefinierenden Klassiker auf den Markt gebracht, eines ihrer faszinierendsten Outputs ist jedoch fraglos ihr schlicht „Young team“ betiteltes full length Debut aus dem Jahre 1997, welches schon Ende des letzten Jahrtausends in beeindruckender Manier aufzeigte, dass instrumentelle Rockmusik alles andere als langweilig oder kopflastig daherkommen muss. Gerade der weitgehende Verzicht auf Sprache ist es, der diese Platte und all ihre Nachfolger so wertvoll macht. Es gibt keinen Sänger, der die alleinige Aufmerksamkeit des Zuhörers auf sich zieht, keine lyrischen Ergüsse, die nach Interpretation schreien und vor allem keine eingängigen Refrains die nachgesungen werden möchten. Der Zuhörer muss seine volle Aufmerksamkeit der musikalischen Darbietung des schottischen Quartetts widmen und wird permanent gefordert, in die hier offerierten, mannigfaltig akzentuierten Klangkonstrukte abzutauchen. Mogwai gelingt es spielend, dem Konsumenten auch ohne Worte die verschiedensten Emotionen zu entlocken. Und auch wenn der Grundtenor der insgesamt zehn, häufig überlange Ausmaße annehmenden  Kompositionen, durchaus melancholischer Natur ist, so spielen sich Mogwai niemals als Anwälte der Selbstmordfraktion auf. Stattdessen hat die Musik auf „Young team“ in den ruhigen Passagen viel von einem tröstenden Schleier, der die oft grausame Wirklichkeit verhüllt, in den eruptiv aufwallenden Abschnitten jedoch halten Mogwai dem Zuhörer unverblümt die ungeschönte Fratze der Realität vor Augen. Dieses konsequente Spiel mit den Gegensätzen macht die erste vollständige Studioveröffentlichung der schottischen Formation zu dem was sie ist: Ein junger Klassiker der Rockmusik, welcher nicht zu Unrecht häufig mit dem Attribut postmodern bedacht wurde.

 

Bereits der über alle Maßen grandiose Opener „Yes! I am a long way from home“ zeigt die Stärken der illustren Formation in beeindruckender Manier auf. Eingeleitet von einem von Größenwahn durchzogenen, mittels einer Mädchenstimme vorgetragenen Pamphlet, spinnen Mogwai eine herrlich dynamische und wie in Trance eingespielte Gitarrenmelodie, welche im Laufe der Komposition konsequent intensiviert wird, nur um sich schlussendlich in undefinierbaren Sprachfetzen zu verlieren. Ist dieses einleitende Stück bereits an Wirkungsstärke kaum noch zu übertreffen, gelingt Mogwai in der nun folgenden „Like herod“ betitelten Mammutkomposition eine kaum noch für möglich gehaltene Steigerung. Die nahezu zwölf Minuten andauernde, sehr detailverliebt arrangierte Nummer entfaltet sich geradezu schleichend, pendelt geschickt zwischen fast vollständiger Stille und gewaltigen akkustischen Ausbrüchen und wechselt so häufig die musikalische Richtung, dass dem Zuhörer beim ersten Kontakt durchaus schwindelig werden kann. Langsam anschwellend und mit unaufhaltsamer Präzision steigert sich das von gesprochenen Vocals und latent in Erscheinung tretenden Chören angereicherte „Katrien“ zu einem Klanggewitter aller erster Güteklasse, ehe es im betont kurz gehaltenen „Radar maker“ wunderschönes und tieftraurig anmutendes Klavierspiel zu bestaunen gibt. Ein wie selbstverständlich in die Musik eingebettetes Telefongespräch eröffnet das zuckersüß aus den Boxen tönende „Tracy“, welches neben einem spannungsgeladenen Songaufbau auch durch eindringliche Glockenspielklänge in seinen Bann zieht. Beginnt „With portfolio“ zunächst ebenfalls mit einer traumwandlerischen Melodie, fügt sich mit Voranschreiten der Komposition ein immer stärker in den Vordergrund rückendes bedrohliches Element hinzu, welches schlussendlich im klanglichen Chaos gipfelt und den Zuhörer aus seiner Lethargie reißt. „R u still in 2 it“ ist der einzige Song auf „Young team“ der mit einer sich über das gesamte Stück erstreckenden Vokaldarbietung versehen wurde. Aber auch hier übernimmt der im Übrigen hinreißend anmutende, zumeist in gesprochener Art und Weise dargebotene Gesang kaum mehr als eine untergeordnete Rolle, zu intensiv mutet die grandiose Instrumentierung des Stückes an. Mit dem abschließenden fast sechzehnminütigen „Mogwai fear satan“ bieten die Schotten dann den wohl opulentesten Track der gesamten Platte auf und beweisen einmal mehr, was Ideenreichtum und Stimmungsvielfalt im Zusammenhang mit Musik wirklich bedeuten können. In diesem Kontext sei insbesondere auf den ausschweifenden und unfassbar durchdringend anmutenden Flötenpart gegen Ende der Komposition verwiesen.

 

Wer schon immer auf der Suche nach einer echten musikalischen Grenzerfahrung war und schon immer insbesondere die spirituelle Seite der Musik mochte, der wird mit „Young team“ genau die Platte finden, nach welcher er Zeit seines Lebens gesucht hat. Nein, ich habe keine Drogen genommen. Mogwai sind ab jetzt mein Narkotikum.

 

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